Baufinanzierung – Bereitstellungszinsen als unterschätzter Kostenfaktor

22. Juli 2016

Vielleicht gehören auch Sie zu den Verbrauchern, die sich aktuell ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigen, ein eigenes Haus zu kaufen oder errichten zu lassen. Grund für diese Überlegungen sind bei vielen die sehr niedrigen Bauzinsen, die mittlerweile sogar die Marke von einem Prozent unterschritten haben. Demzufolge kann eine Baufinanzierung heutzutage oftmals mit Abstand günstiger als beispielsweise noch vor drei oder vier Jahren durchgeführt werden. Dennoch gibt es in dem Zusammenhang nicht zu unterschätzende Kosten, die dazu führen können, dass neben der Kreditrate noch andere Ausgaben entstehen, die Sie in der Form vielleicht gar nicht im Blick hatten. Einer dieser unterschätzten Kostenfaktoren sind unter anderem die Bereitstellungszinsen.

Die richtige Finanzierungssumme ermitteln

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur passenden Baufinanzierung ist es zunächst, den Gesamtfinanzierungsbedarf zu ermitteln, was keineswegs so einfach ist. Es handelt sich dabei natürlich nicht nur um den Kaufpreis bzw. um die Baukosten, die unter Abzug des vorhandenen Eigenkapitals zu finanzieren sind. Darüber hinaus treten sowohl beim Bau als auch beim Kauf eines Hauses die sogenannten Nebenkosten auf, die in der Summe durchschnittlich zwischen 10 und 20 Prozent der Gesamtkosten betragen können. Möchten Sie beispielsweise eine bestehende Immobilie kaufen, so fallen oftmals die folgenden Nebenkosten an:

  • Grunderwerbsteuer
  • Gebühren für den Notar
  • Kosten für den Grundbucheintrag
  • Maklercourtage für die Vermittlung des Objektes

Ähnliche und teilweise noch etwas andere Kosten fallen ebenfalls beim Bau eines Hauses an. Diese Ausgaben müssen in aller Regel ebenfalls finanziert werden, sodass sich der Gesamtfinanzierungsbedarf ermitteln lässt, indem Kauf bzw. Baukosten plus Nebenkosten abzüglich des vorhandenen Eigenkapitals berechnet werden.

Kreditzinsen und verschiedene Gebühren als Kostenfaktoren

Im Zuge der Baufinanzierung besteht der wesentliche Kostenfaktor natürlich darin, dass für die aufgenommene Darlehenssumme Kreditzinsen zu zahlen sind. Diese bewegen sich derzeit allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau, sodass der Kreditnehmer im besten Fall vielleicht nur ein Prozent an Zinsen zahlen muss. Abhängig ist der veranschlagte Zinssatz dabei von diversen Faktoren, wie zum Beispiel:

  • Dauer der Zinsfestschreibung
  • Darlehenssumme
  • Eigenkapitalquote
  • Bonität des Kreditnehmers

Neben den Kreditzinsen kann es im Zuge der Immobilienfinanzierung noch zu weiteren Kosten für kommen, wie zum Beispiel Schätzkosten, Kontoführungsgebühren und weiteren Aufwendungen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich bei der jeweiligen Bank genau darüber zu informieren, welche Kosten neben dem Kreditzins zusätzlich anfallen können.

Bereitstellungszinsen als Kostenfaktor nicht vergessen

Ein weiterer wichtiger Kostenfaktor, der allerdings in aller Regel nur dann auftreten kann, wenn es um die Finanzierung des Hausbaus geht, sind die Bereitstellungszinsen. Diese Zinsen werden unter der Voraussetzung berechnet, dass ein festgelegter Mindestzeitraum zwischen Bereitstellung der Darlehenssumme und dem Abruf durch den Kreditnehmer verstreicht.

Bei der Finanzierung eines Hauskaufs sind die Bereitstellungszinsen deshalb nur selten von Bedeutung, weil der Kreditnehmer den zur Verfügung gestellten Darlehensbetrag in diesem Fall meistens sofort abruft, um damit den Kaufpreis zu zahlen. Soll jedoch ein Hausbau finanziert werden, so werden die Darlehensmittel meistens nach und nach, nämlich nach Baufortschritt, abgerufen. Genau in diesen Fällen kann es vorkommen, dass es sechs Monate oder länger dauert, bis der gesamte Darlehensbetrag vom Kreditnehmer abgerufen wurde.

Große Unterschiede bezüglich der Bereitstellungszinsen

Bezüglich der Bereitstellungszinsen und der Berechnung gibt es durchaus größere Unterschiede zwischen den Banken. So unterscheiden sich die Kreditinstitute darin, nach welcher Zeit erstmalig Bereitstellungszinsen berechnet werden.

Bei manchen Kreditinstituten ist dies schon ein Monat nach Bereitstellung des Darlehens der Fall, während andere Banken dazu bereit sind, in den ersten drei oder gar sechs Monaten nach dem Bereitstellen des Darlehens auf die Bereitstellungszinsen zu verzichten, falls der Kreditnehmer den gesamten Betrag während dieses Zeitraums nicht abruft.

Ein weiterer Unterschied besteht in der Höhe der Bereitstellungszinsen, denn hier gibt es keinen einheitlichen Satz.

Höhe der möglichen Bereitstellungszinsen am Beispiel erläutert

Es sind viele Verbraucher, welche die Kosten, die in Form der Bereitstellungszinsen entstehen können, in der Summe unterschätzen. Daher soll an folgendem Beispiel verdeutlicht werden, mit welchen Ausgaben bei den Bereitstellungszinsen gerechnet werden muss.

  • Darlehensbetrag insgesamt: 250.000 Euro
  • Nicht abgerufene Darlehenssumme: 150.000 Euro
  • Bereitstellungszinsen pro Monat: 0,25 Prozent
  • Vergangene Monate bis zum Abruf der Kreditsumme: 6

Bei diesem Beispiel ist es so, dass der Kreditnehmer einen Teil bei einem Darlehensbetrag von 150.000 Euro über einen Zeitraum von sechs Monaten nicht abruft, sodass praktisch für ein halbes Jahr monatlich Bereitstellungszinsen in Höhe von 0,25 Prozent auf Basis der Darlehenssumme von 150.000 Euro berechnet werden.

Dies führt im Ergebnis dazu, dass der Kreditnehmer immerhin im Zuge der Baufinanzierung Bereitstellungszinsen von insgesamt 2.250 Euro zahlen muss. Dabei wird deutlich, dass die Bereitstellungszinsen einen durchaus nicht unerheblichen Kostenfaktor darstellen, der nicht unterschätzt werden sollte.

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