Deutschlandrente – Was steckt hinter dieser Idee?

18. März 2016

 

Die hessischen Minister Tarek Al-Wazir, Stefan Grüttner und Thomas Schäfer haben mit ihrem Vorstoß, eine so genannte Deutschlandrente einzuführen, in der Finanzbranche für Unruhe gesorgt. Doch was verbirgt sich konkret hinter dieser Idee mit dem griffigen Namen? Kurz gefasst sieht das Konzept vor, einen staatlichen Fonds einzurichten, mit dem die Bürger zusätzlich zur gesetzlichen Rente fürs Alter vorsorgen können.

Geplant ist, dass monatlich ein fester Anteil am Gehalt in einen Fonds eingezahlt wird, den eine staatliche Organisation verwaltet. Als Vorbild haben die hessischen Politiker den norwegischen Staatsfonds gewählt, der bereits seit 1967 existiert. Einen Vorteil des Modells sehen die Initiatoren darin, dass ein solches Einheitsprodukt kostengünstiger sei, da keine Kosten für Marketing und Vertrieb anfallen. Diese beiden Aspekte sorgen immer wieder für Kritik an der Riester-Rente.

Wie bei der gesetzlichen Rente würde der Arbeitgeber die Beiträge einzahlen. Um möglichst viele Bürger zum Aufstocken ihrer Rente zu bewegen, sieht das Konzept ein „Opting-Out“-Modell vor. Das bedeutet konkret: Wer nicht ausdrücklich ablehnt, zahlt automatisch ein. Erfahrungen in anderen Ländern hätten gezeigt, dass damit ein Verbreitungsgrad von 90 Prozent erreicht werden könne, begründen die Minister die vorgeschlagene Vorgehensweise.

Das Portfolio des Deutschland-Fonds soll einen deutlich höheren Aktienanteil als viele andere Altersvorsorgeprodukte haben. Aufgrund des sehr langen Anlagehorizonts und der Möglichkeit, die Anlagen wegen des hohen Volumens breit zu streuen, sehen die Minister keine allzu hohen Anlagerisiken für die Versicherten. Wie beim norwegischen Staatsfonds wollen A-Tazir und Co. den Fonds auf nachhaltige Investments beschränken. Rüstungsunternehmen oder auch andere Firmen mit ethisch beziehungsweise ökologisch fragwürdigen Geschäftsfeldern würden damit außen vor bleiben. Mit einem Volumen von über 800 Milliarden Dollar hat der Fonds zudem durchaus die Macht, Einfluss auf die Geschäftspolitik der Unternehmen auszuüben.

 

Finanzbranche kritisiert das Konzept

Das Echo auf den Vorschlag ist geteilt: Die Verbraucherzentralen befürworten das Konzept, die Finanzbranche äußert sich kritisch, da sie Konkurrenz für ihre Altersvorsorgeprodukte befürchtet. So gab etwa der Hauptgeschäftsführer des Fondsverbands BVI gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zu bedenken, dass in Zeiten klammer Kassen die Gefahr des staatlichen Missbrauchs des eingezahlten Kapitals bestehe.

Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) spricht sich gegen die Pläne aus. Es gebe zwar unbestritten Handlungsbedarf angesichts der geringeren privaten Vorsorge vieler Haushalte, doch dieses Problem müsse anders gelöst werden. Der Verband sieht eher eine Überarbeitung der Riester-Rente oder der betrieblichen Altersvorsorge als Mittel der Wahl, um die Bürger zu mehr Eigeninitiative bei der Altersvorsorge zu bewegen.

Das Stichwort „Deutschlandrente“ ging 2008 schon einmal kurz durch die Medien. Auch wer das Stichwort bei Google eingibt, wird zunächst in die Irre geführt und landet auf der Webseite www.deutschlandrente.de Dahinter verbirgt sich allerdings ein Produktkonzept mit eher fragwürdigem Ansatz: Es handelt sich um eine fondsgebundene Rentenversicherung der Anbieter ARAG, Rheinlandversicherung und Ontos. Wer bei den Partnerunternehmen wie zum Beispiel dem Otto Versand einkauft, erhält jeweils einen Bonus, der dem Rentenkonto gutgeschrieben wird. Auch die Umsätze der zusätzlich erhältlichen Kreditkarten gehen auf das Rentenkonto: Ein halber Prozentpunkt des Umsatzes landet dort.

 

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