Lieber Null Zinsen als kein Geld?

23. Juli 2016

Die ganze Wahrheit ist, dass es gegen die Nullzinsen keine Lösung für den Sparer gibt. Jede Rendite setzt sich aus risikolosem Zins plus Risikoprämie zusammen. Für eine risikoreiche Unternehmensanleihe bekommt man zum Beispiel 4% Risikoprämie im Jahr. Wird in normalen Zeiten eine sichere Anleihe mit 2% verzinst, so liegt die risikoreiche Anleihe bei 6% Zins pro Jahr. Diese 6% setzen sich aus 2% risikolosem Zins plus 4% Risikoprämie zusammen.

Heute liegt die sichere Anleihe bei 0%. Die risikoreiche Anleihe sollte dann eben gerade noch die Risikoprämie von 4% bieten können. Dem ist aber nicht so. Da viele Anleger auf Zinsen angewiesen sind, drängen Sie in risikoreichere Anleihen. Sie erhöhen so die Preise solcher Anleihen, was wiederum deren Verzinsung senkt. Tatsächlich bekommt der Kunde heute nicht nur keinen risikolosen Zins mehr, sondern auch die Risikoprämien sind historisch niedrig.

Mit anderen Worten, nicht nur risikolose Anleihen sind unattraktiv, auch risikoreiche sind es. Auch Aktien und Immobilien sind hoch bewertet. Die planbaren Erträge über Zinseinnahmen und Dividenden sind entsprechend überschaubar. Nullzinsen beeinflussen alle Anlageklassen negativ. Es gibt keinen Ausweg.

Den Sparern ist dies alles nicht so wichtig. Das Geld auf dem Konto dient viel mehr dem Gefühl der Sicherheit. Wenn das Auto kaputt geht oder sonst etwas passiert, dann ist man vorbereitet. Insofern ist es auch nicht irrational, dass die Menschen nach wie vor wesentliche Anteile ihres liquiden Vermögens auf Konten liegen haben.

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