Marktbericht – Favoritenwechsel

Bulle und Bär, Marktbericht
3. April 2017

Global anlegende Investoren erkennen zunehmend Chancen in der Eurozone. Auch Engagements in den Schwellenländern werden wieder interessant. Die Anlageregion USA verliert dagegen an Attraktivität.

Seine Administration sei eine gut geölte Maschine, behauptete Donald Trump noch Mitte Februar. Ende März ist klar: Die Aussage des US-Präsidenten entlarvt sich als Fake News. Die von ihm versprochene Abschaffung von Obamacare ist dramatisch gescheitert. So schnell wird es keine Reform der Gesundheitsreform seines Vorgängers im Amt geben. Der Präsident versteht es nicht, politische Mehrheiten zusammenzubringen. Auch scheint es ihm und seinen Beratern an Geduld, möglicherweise auch an Kompetenz zu mangeln, sich in komplexe Sachverhalte einzuarbeiten. Der Nimbus des Machers ist erst einmal ramponiert. 58 Prozent der US-Bürger sind mit seiner Politik nicht einverstanden.

Zunehmend skeptisch beurteilen auch die Investoren den Mann im Weißen Haus. Auf seine Steuersenkungs- und Infrastrukturinvestitionspläne hatten sie zunächst euphorisch reagiert. Nun aber wachsen die Zweifel, ob Trump liefern und ihm die schwierige Kompromissfindung mit dem Kongress gelingen kann. Noch hat Trump nicht überzeugend dargelegt, wie er seine Vorhaben gegenfinanzieren will. Das Defizit zu erhöhen ist keine Alternative. Ein großer Teil der republikanischen Abgeordneten lehnt eine Ausweitung der sich auf 20 Billionen Dollar belaufenden Staatsverschuldung ab.

Europa ist günstig

Die politische Schwäche Trumps bewegt Anlagegelder. Laut einer Umfrage der Bank of Merrill Lynch beurteilen global anlegende Portfoliolenker die Eurozone mittlerweile als die aussichtsreichere Anlageregion. Privatinvestoren erhöhen Positionen, Fonds mit Schwerpunkt  Europa freuen sich über starke Mittelzuflüsse. Allein in der vergangenen Woche sammelten sie laut dem Analysehaus EPFR 1,4 Milliarden Euro ein. Renditechancen erkennt auch die Schweizer Bank Societe Generale. Zum Engagement in Europa motivierten nicht zuletzt die im Vergleich zu US-Aktien deutlich günstigeren Bewertungen, heißt es in einen Report.  Während die im S&P 500 gelisteten Unternehmen es auf ein durchschnittliches Kurs-Gewinnverhältnis von 18 bringen, sind europäische Aktien nur mit dem 14,8-fachen des Jahresgewinns bewertet.

Für europäische Aktien spricht auch ein weiterhin niedriger Eurokurs. Die Europäische Zentralbank zeigt keine Eile das zu ändern, indem  sie die Zinsen erhöht. Im März ging laut der Statistikbehörde Eurostat die jährliche Inflationsrate auf 1,5 Prozent zurück. Das ist deutlich unter dem EZB-Zielwert von fast zwei Prozent.

Für Anlagen in Europa spricht noch dazu die gute Stimmung der Unternehmenschefs  – insbesondere in Deutschland und Frankreich Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft stieg im März laut dem Institut IHS Markit um 0,7 auf 56,7 Punkte. Das ist der beste Wert seit April 2011.

Sieben Prozent Wachstum in Indien

Auch die Schwellenländer scheinen wieder heller. Seit Jahresanfang hat der MSCI Emerging Markets bereits rund elf Prozent zugelegt. Vor allem steht der indische Aktienmarkt bei Investoren hoch im Kurs. Im Juli wird eine für alle 29 Bundesstaaten einheitliche Mehrwertsteuer eingeführt. Das Wirtschaftswachstum dürfte dann nochmal um zwei Prozentpunkte höher ausfallen. Im vergangenen Jahr stieg das Bruttoinlandsprodukt schon um sieben Prozent. Das sind gute Rahmenbedingungen für Kursgewinne. Anleger in Mumbai müssen auch mögliche Handelssanktionen der USA nicht fürchten. Indiens Wirtschaft wird von der Inlandsnachfrage getrieben.

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