Marktbericht – In luftigen Höhen

Bulle und Bär
20. Februar 2017

Mit Spannung warten Anleger auf Donalds Trumps Rede vor dem Kongress Ende Februar. Liefert der neue Präsident nicht, drohen Korrekturen. Überzeugt er, geht dagegen die Rally weiter. Mit Value-Werten sind Anleger in beiden Fällen auf der sicheren Seite.

Bislang können US-Anleger zufrieden sein: Seit dem Amtsantritt Donald Trumps haben sie gut verdient. Am 25. Januar durchbrach der Dow Jones die Marke von 20 000 Punkten. Seitdem zogen die Kurse der 30 wichtigsten US-Standardwerte weiter an. Am Donnerstag ging der US-Leitindex mit über 20 600 Zählern aus dem Handel. Gut möglich, dass er in den kommenden Tagen auch die 21 000er-Marke knackt. Auch der breiter gefasste S&P 500 stieß diese Woche mit 2349 Zählern in bislang unerreichte Höhen vor.

Nicht nur an der Wall Street lässt sich Geld verdienen. Ebenfalls auf Rekordkurs ist der MSCI All Country Index World. Das Börsenbarometer bildet die Wertentwicklung von über 2400 Unternehmen aus 23 Industrieländern und 23 Schwellenländern ab. Getrieben werden die Notierungen nicht zuletzt von der Hoffnung, der US-Präsident werde die sich bereits in relativ guter Verfassung befindliche US-Wirtschaft mittels massiver Steuersenkungen nochmals kräftig ankurbeln. Vom Aufschwung jenseits des Atlantiks dürften auch die Volkswirtschaften im Rest der Welt profitieren, selbst wenn Trump hohe Importzölle auf ausländische Waren einführen sollte.

Shiller-KGV: So hoch wie seit 1929 nicht mehr

Ob die Erwartungen gerechtfertigt oder übertrieben sind, wird sich voraussichtlich am 28. Februar zeigen. Da will Trump sein Wirtschaftsprogramm vor dem US-Kongress erläutern. Liefert er nicht, enthält die Rede nur Absichtserklärungen oder werden die angekündigten Maßnahmen als nicht finanzierbar eingeschätzt, könnte dies der Auslöser für kräftige Turbulenzen sein, warnen Experten. Als Begründung verweisen sie auf die mittlerweile hohen Bewertungen. Tatsächlich steht das Shiller–Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 29. Das Shiller-KGV wird nicht auf Basis der aktuellen Gewinne, sondern auf Basis der durchschnittlichen Gewinne der vergangenen zehn Jahre errechnet.  Und 29 ist ein Wert, der seit 1929 nicht mehr erreicht wurde. Je höher aber die Bewertungen, desto höher die Absturzgefahren. Ein Crash in New York würde wiederum die Börsen rund um den Globus nach unten ziehen.

Rücksturz oder anhaltende Rally – angesichts der Möglichkeit beider Entwicklungen häufen sich Empfehlungen, in sogenannte Value-Werte zu investieren. Das sind Aktien substanzstarker Unternehmen, die trotz stabiler Geschäftsmodelle temporär unter ihrem fairen Wert notieren. Die Gründe dafür können vielfältig sein, unter „getrübte Aussichten“ lassen sie sich wohl am besten zusammenfassen. Der Markt, da sind sich Value-Investoren sicher, werde die Fehlbewertung korrigieren.

Zudem haben Value Aktien die Eigenschaft, in Abschwung-Phasen weniger als teure Werte zu verlieren. In Aufschwung-Phasen bei bereits generell hohen Bewertungen suchen Investoren wiederum vermehrt nach Aktien, deren Kurspotenzial noch nicht ausgeschöpft erscheint. Fündig werden sie derzeit unter anderem im Finanzsektor.  US-Banken wie etwa  JPMorgan Chase & Co oder der Versicherer Prudential Chase sollten zudem von steigenden Zinsen profitieren. Aller Voraussicht nach wird die US-Notenbank im Laufe des Jahres zwei bis drei Mal den Leitzins anheben. Ebenso sind  Energiewerte wie ExxonMobil oder Valero Energy für Value-Investoren attraktiv.

Günstige Europäer

Eine Value-Strategie erscheint auch für europäische Anleger interessant. Auch wenn Zinserhöhungen der Europäischen  Zentralbank trotz anziehender Inflation so schnell nicht zu erwarten sind. Doch auch DAX, MDAX und SDAX sind schon sehr gut gelaufen und damit anfällig für Korrekturen. Ein  Kursgewinnverhältnis von um die zehn weisen beispielsweise Renault, Lufthansa, BMW oder BNP Paribas auf. Investoren, die sich nicht die Mühe machen wollen, selbst Value-Titel zu identifizieren, können sich in entsprechenden Anlageprodukten engagieren. Die anbietenden Gesellschaften freuen sich derzeit über wachsende Mittelzuflüsse.

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