Marktbericht: Konjunktur treibt Kurse

Bulle und Bär, Marktbericht
29. Mai 2017

Die jüngsten Wirtschaftsdaten für Deutschland fallen gut aus.  Auch die Eurozone kommt in Schwung. Das belebt die Märkte. Risiken gibt es dennoch.

Nicht immer ist es klug, Börsenweisheiten zu folgen. „Sell in may“ war in diesem Jahr bislang jedenfalls kein guter Ratgeber. Der deutsche Leitindex legte im Wonnemonat um über neun Prozent zu und erreichte mit 12841 Punkten zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch. Der kräftige Kursanstieg hat mehrere Gründe: Zum einen reagierten die Anleger erleichtert auf den Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Neue Belastungen für die Eurozone sind bis zu den Parlamentswahlen in Italien im kommenden Jahr nicht in Sicht. Zum anderen motivierten die anhaltend robuste Konjunktur die Anleger zum Kauf. Im ersten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt vor allem auf Grund steigender Exporte um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Auch die Investitionen zogen an. Bedingt durch die milde Witterung nahm insbesondere die Bautätigkeit zu. Die privaten Haushalte erhöhten ihre Konsumausgaben zum Jahresbeginn leicht.

Hält der positive Trend an, dann könnte die von der Bundesregierung prognostizierte Zunahme für das Gesamtjahr von 1,5 Prozent noch übertroffen werden. Auch für die Eurozone verbessern sich die ökonomischen Perspektiven. Sie könnte laut Carsten Brzeski, dem Chefvolkswirt der ING-Diba, die „wirtschaftliche Überraschung“ des Jahres 2017 werden. Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Januar bis März schon mal um 0,5 Prozent zum Vorquartaljahresquartal. Die US-Wirtschaft brachte es dagegen nur auf 0,2 Prozent. Auch Großbritannien schaffte nur ein Plus von 0,2 Prozent. Am besten in das Jahr gestartet ist Finnland: Dort lag die Wirtschaftsleistung gleich um 2,8 Prozent höher als im vierten Quartal 2016.

Deutschlands Firmenlenker voller Optimismus

Die guten Zahlen für den Binnenmarkt und in der Eurozone versetzen Deutschlands Unternehmer in Rekord-Stimmung. Die vom Ifo-Institut befragten 7000 Manager beurteilen der jüngsten Erhebung zufolge sowohl Auftragslage als auch die Aussichten auf die kommenden sechs Monate so gut wie seit dem Jahr 1991 nicht mehr.

Der Kursaufschwung an der Börse sollte sich daher fortsetzen Nicht nur in den kommenden Monaten, sondern weit darüber hinaus. Die DZ-Bank sieht den DAX Mitte 2018 bei 13500 Punkten. 2019 beziehungsweise 2020 könnte sogar die Marke von 14000 Zählern erreicht werden.

So kann, muss es aber nicht kommen. Gefahren für DAX und europäische Leitindizes gibt es. Jedes Risiko für sich allein vermag den Aufwärtstrend an den Märkten wohl nicht zu stoppen. Treten sie jedoch gleichzeitig auf, sind kräftige Schwankungen vorstellbar.

Chinas Bonität zurückgestuft

Angesichts der guten konjunkturellen Entwicklung in der Eurozone werde sich die EZB einer Anpassung ihrer Politik nicht mehr lange komplett verweigern können, schreibt Martin Lück, Kapitalmarktstratege von der Investmentgesellschaft BlackRock in einem Kommentar. Im Juni könnte schon mal der Hinweis auf ökonomische Abwärtsrisiken in der Presseerklärung der EZB entfallen. Auch eine deutlichere Anpassung etwa der „Forward Guidance“, bei der bis dato Zinsanhebungen mindestens bis Ende des Anleihekaufprogramms ausgeschlossen werden, will Lück nicht auszuschließen.

Korrekturen an den Märkten drohen auch aus dem für Deutschlands Exportwirtschaft so wichtigen Reich der Mitte. Vergangene Woche stufte die Ratingagentur Moody’s erstmals seit 1989 die Bonität des Reichs der Mitte zurück. Begründet wurde die Entscheidung mit dem langsameren Wachstum und dem Anstieg der Verschuldung. Zählt man die Verbindlichkeiten von Staat, Lokalregierungen, Unternehmen und privaten Haushalten zusammen, ist das Land mit rund 250 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldet.

Und dann ist da ist noch Donald Trump. Der US-Präsident kritisierte auf seiner jüngsten Auslandreise erneut die immensen Handelsüberschüsse Deutschlands und bekräftigte erneut seine Absicht dagegen vorzugehen. Die Deutschen, so soll Trump gesagt, seien „sehr sehr böse“.

Ist dieser Artikel hilfreich?
Vote DownVote Up +2
Loading...