Rentenniveau – Erhöhung 2016 ändert nichts am langfristigen Trend

Altersvorsorge
30. März 2016

 

Deutschlands Ruheständler können sich dieses Jahr über eine kräftige Anhebung ihrer Renten freuen: In den alten Bundesländern beträgt das Plus 4,25 Prozent, in den neuen Bundesländern sogar 5,95 Prozent. Also alles im grünen Bereich? Können sich die Bürger darauf verlassen, von Vater Staat im Alter gut versorgt zu werden?

Die Antwort lautet ganz klar „Nein“. Die deutliche Erhöhung dieses Jahres ist eindeutig ein Ausreißer nach oben und kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die gesetzliche Rente den Lebensstandard im Alter nicht mehr sichern kann. Nur wer zusätzlich zur gesetzlichen Altersvorsorge privat und/oder betrieblich für den Ruhestand vorsorgt, wird seinen Lebensabend ohne finanzielle Sorgen genießen können.

 

Demografie erzwingt Rentenkürzungen

Die demografische Entwicklung ließ dem Gesetzgeber keine andere Wahl, als zu handeln. Schließlich steht schon heute fest, dass in Zukunft immer weniger in Lohn und Brot stehende Arbeitnehmer für immer mehr aus dem Erwerbsleben Ausscheidende aufkommen müssen, woran die Zuwanderung von Flüchtlingen laut Experten allenfalls marginal etwas ändern wird. Weil die regierenden Politiker wohl aus Rücksicht auf die jeweils nächsten Wahlen (und wann sind in Deutschland keine Wahlen davor zurückscheuten, den Rentnern die Ruhestandsgelder zu kürzen, senkten sie in mehreren Schritten das Rentenniveau – also die Relation Rente zu Lohn/Gehalt.

Das geschah und geschieht, indem die Rentenanhebungen von den Einkommenssteigerungen der Arbeitnehmer in Deutschland entkoppelt wurden. Die Wirkung ist letzten Endes die gleiche wie bei einer Rentenkürzung, fällt allerdings nicht so auf, weil die Beschneidung der Renten über künftige Zuwächse erfolgt – quasi in einem schleichenden Prozess. Tatsache ist, dass dadurch die Einkommenslücke zwischen Arbeitnehmern und Rentnern im Zeitablauf immer größer wird. Liegt das Netto-Rentenniveau vor Steuern aktuell noch bei 48 Prozent, wird es bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf 43 Prozent sinken.

 

Gute Arbeitsmarktlage hilft – noch

Eine weitere Maßnahme, die de facto eine Rentenkürzung darstellt, ist die Anhebung der Regelaltersgrenze von 65 auf 67 Jahre. Sie soll sicherstellen, dass der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung möglichst lange möglichst stabil bleibt. Bis zum Jahr 2020 soll er 20 Prozent möglichst nicht überschreiten, bis 2030 will die Politik ihn bei maximal 22 Prozent halten. Momentan sieht es in diesem Punkt gut aus, weil die gute Lage am Arbeitsmarkt bzw. die rekordhohe Beschäftigung in Deutschland die Einnahmen der Rentenversicherung sprudeln lässt. Doch was ist, wenn die nächste Rezession die Beschäftigung einbrechen lässt?

Interessant ist auch, was der deutsche Gesetzgeber unter „Rentenniveau“ versteht. Das Rentenniveau ist das Verhältnis der sogenannten Standardrente zum Durchschnittseinkommen der Erwerbstätigen im selben Jahr. Die Standardrente wiederum ist die Rente, die ein Versicherter nach 45 Beitragsjahren bei durchschnittlichem Verdienst erhält. 2016 beträgt die Standardrente in den alten Bundesländern 1.343 Euro, in Ostdeutschland sogar rund 100 Euro weniger. Das ist nicht gerade üppig; Tatsache ist zudem, dass in der Realität der Standardrentner nicht die Regel, sondern die Ausnahme ist.

 

Vor diesem Hintergrund kann die Schlussfolgerung nur lauten:

An privater Altersvorsorge führt für die meisten Bürger kein Weg vorbei. Wer zudem die Möglichkeit hat, betrieblich etwas für seine Altersvorsorge zu tun, sollte auch diese Chance nutzen.

 

 

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