Studie – So verzinsen sich Lebens- und Rentenversicherungen

11. April 2016

 

Die laufende Verzinsung von Lebens- und Rentenversicherungspolicen geht weiter zurück. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Rating-Agentur Assekurata. Über alle Produktarten und Tarifgenerationen liegt sie bei durchschnittlich 3,11 Prozent, im Vorjahr betrug der Wert noch 3,32 Prozent. Verträge jüngeren Datums mit einem Garantiezins von 1,25 Prozent verzinsen sich über alle Vertragsarten betrachtet mit durchschnittlich 2,88 Prozent – 0,31 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Weitaus besser kommen natürlich Kunden mit Altverträgen und einem Garantiezins von vier Prozent weg: Sie erhalten im Schnitt eine laufende Verzinsung von 4,04 Prozent, was nahezu dem Vorjahresniveau entspricht.

Bezogen auf die Produktarten verzinsten sich unter den jüngeren Verträgen die laufenden Renten mit 3,08 Prozent am höchsten, Riester-Verträge brachten durchschnittlich 2,78 Prozent ein. Die laufende Verzinsung bezieht sich auf die eingezahlten Beiträge nach Abzug von Abschluss- und Verwaltungskosten.

Die Analyse basiert auf Angaben von 62 Versicherern mit einem Marktanteil von rund 86 Prozent.

 

Produkte mit weniger Garantien auf dem Vormarsch

Angesichts der niedrigen Verzinsung rücken die Versicherer immer stärker vom klassischen Modell mit lebenslangen Garantien ab. Die so genannte Neue Klassik sieht als Produktkonzept ein niedrigeres Garantieniveau als bei herkömmlichen Policen vor, die noch den Garantiezins für die Beiträge bieten. Die neuen Produkte haben gemeinsam, dass sie eine garantierte lebenslange Mindestrente beinhalten. Dabei sind je nach Produktart mindestens die eingezahlten Beiträge garantiert – oder auch nicht. Für die rund 20 Anbieter mit einem Marktanteil von rund 46 Prozent ermittelte die Rating-Agentur eine laufende Verzinsung von durchschnittlich 2,84 Prozent. Im Vorjahr lag sie noch bei 3,15 Prozent.

Gegenüber klassischen Policen liegt die Verzinsung rund 0,07 Prozentpunkte höher. Der Vergleich der Beitragsrendite dieser Produkte sei jedoch schwierig, da die Policen hinsichtlich der Überschussverwendung nicht einheitlich konzipiert seien, berichtet Assekurata. Dies liegt unter anderem daran, dass beispielsweise Annahmen über die Wertentwicklung von Fonds getroffen werden müssen, in die Überschüsse solcher Policen fließen. Auch die Leistung beim Ablauf der Policen wird dann schwer vergleichbar und hängt deutlich stärker als bei Produkten alter Schule von der Kapitalmarktentwicklung ab. Damit wird es laut der Kölner Rating-Agentur sehr schwer, zuverlässige Aussagen über die Entwicklung einer solchen Police anzustellen.

Vermittler solcher Produkte müssen sich daher künftig auf mehr Beratungsbedarf einstellen: „Nicht zuletzt aufgrund dieser erklärungsbedürftigen Zusammenhänge und der vielschichtigen Überschuss- und Risikomerkmale stellt die Auswahl eines geeigneten Produkts für Kunden und Vermittler eine große Herausforderung dar“, prognostiziert Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will.

 

Zinszusatzreserven kosten Rendite

Dass die laufende Verzinsung zurückgegangen ist, hat auch mit der so genannten Zinszusatzreserve (ZZR) zu tun, die die Versicherer seit fünf Jahren bilden müssen. Sie dient dazu, die hohen Garantiezinsen auf die alten Verträge auch weiterhin bedienen zu können und hat aktuell ein Volumen von über 30 Milliarden Euro. Für 2016 geht man bei Assekurata von einer Zunahme um weitere zwölf Milliarden Euro aus. Für die Versicherer hat sie hingegen den positiven Effekt, dass diese im Schnitt über alle Verträge nur noch eine effektive Garantieverzinsung von 2,59 Prozent vorhalten müssen. Ohne die ZZR läge dieser Zins bei 2,97 Prozent.

 

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