Geldanlage: Das Timing ist gar nicht so wichtig

21. Februar 2017

Der kluge Kaufmann kauft billig und verkauft teuer. Klingt einfach. Doch was billig und was teuer ist, lässt sich bei Aktien und Fonds nur schwer erkennen. Wie Sie das Dilemma rund ums Timing lösen.

Es ist wie bei der Geschichte vom Hasen und vom Igel: Private Anleger verkaufen üblicherweise, wenn der Börsenteil der Tageszeitung über fallende Kurse berichtet. Schließlich wollen sie nicht zu viel verlieren. Und sie kaufen oft erst, nachdem ein deutlicher Kursanstieg erfolgt ist. Denn sie hoffen auf weiter steigende Kurse. Dieses Verhalten ist verständlich, aber es drückt die Rendite. Zudem fallen durch solche häufigen Umschichtungen im Depot zusätzliche Kauf- oder Verkaufsgebühren an.

Märkte entwickeln sich anders als erwartet

Dass Anleger – egal ob privat oder institutionell – oft falsch liegen, wenn sie sich nur an der kurzfristigen politischen oder wirtschaftlichen Nachrichtenlage orientieren, zeigen zwei Beispiele aus der jüngsten Zeit: Nehmen Sie etwa den Brexit, den Austritt der Briten aus der EU und die damit verbundene Unsicherheit an den Märkten. Viele Anleger traten deshalb die Flucht aus britischen Aktien an. Erwartungsgemäß sackte der britische Aktienmarkt, repräsentiert durch den FTSE-Index in den denkwürdigen Tagen Ende Juni 2016 um gut 10% ab. Doch der britische Index erholte sich rasch wieder – und steht heute, gut sieben Monate später, eben nicht bei 6.300 oder 6.000, sondern bei rund 7.300 Punkten. Anleger, die damals ausstiegen, haben somit locker 15% Rendite liegen gelassen. Ähnlich sah es nach der US-Wahl aus. Im November schickte der unerwartete Sieg von Donald Trump die Märkte um rund 6% in den Keller. Wer damals ausstieg, verpasste den aktuellen Höchststand von über 20.000 Zählern, den der Dow Jones Ende Januar erreichen konnte – und er verpasste seit November damit einen Anstieg um rund 10%.

Langfristig schlägt Timing

Nun mögen diese Beispiele besonders plakativ und der aktuellen Lage an den Märkten geschuldet sein. Doch sie zeigen gut, wie schwierig es ist, den richtigen Zeitpunkt beim Kaufen und Verkaufen zu treffen. Wenn man allerdings nicht als professioneller Fondsmanager auf kurze Sicht Zuwächse ausweisen oder den Vergleichsindex schlagen muss, ist das auch gar nicht erforderlich. Denn wer Aktien als langfristigen Baustein der Altersvorsorge oder Vermögensbildung versteht, läuft mit den Jahren immer weniger Gefahr, Verluste gegenüber dem Kaufzeitpunkt zu erleiden.

Durchhalten lohnt sich!               

Warum ist das so? Nehmen Sie beispielsweise einen breit anlegenden Aktienindex, den MSCI World, der 1600 Werte aus 23 Ländern beinhaltet. Betrachtet man den Zeitraum seit 1975, haben Anleger, die ihr Geld über 15 Jahre in diesem Index anlegten, im Schnitt immerhin 7,7% Rendite pro Jahr erwirtschaftet – und zu keinem Zeitpunkt in einem 15 Jahreszeitraum Verluste gemacht.

Wer befürchtet, zum jetzigen Zeitpunkt zu teuer einzusteigen, sollte über einen Aktien- oder Fondssparplan sparen. Anleger können sich so den Cost-Average-Effekt zunutze machen. Was bedeutet das? Sie kaufen damit regelmäßig pro Monat oder Quartal für eine gewisse Summe nach. Die Anteile sind damit mal günstiger, mal teurer – es ergibt sich ein marktgerechter Durchschnittspreis. Ruhiger schlafen können auch Anleger, die nicht in stark schwankende Einzelwerte investieren, sondern über Fonds auf einen breit gestreuten Aktienmarkt, etwa für globale oder europäische Aktien setzen.

Mit einem langfristig orientierten Ansatz und gut gestreuten Anlagen vermeiden private Anleger, zu teuer zu kaufen und zu billig zu verkaufen. Das schont die Nerven und bringt langfristig bessere Renditen.

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