Marktbericht – Anleger atmen auf

Bulle und Bär, Marktbericht
24. April 2017

Der Ausgang der ersten Wahlrunde in Frankreich reduziert das politische Risiko, auch die Wachstumsprognosen des Internationalen Währungsfonds motivieren Investoren zum Einstieg.

Frankreich hat gewählt.  Die Stichwahl am 7. Mai bestreiten Emmanuel Macron und die Vorsitzende des rechtsextremen Front National Marine Le Pen. Dem 39 Jährigen Macron, Gründer der Bewegung En Marche!, werden sehr gute Chancen eingeräumt, als neuer Staatspräsident in den Elysee-Palast einzuziehen. Umfragen trauen dem unabhängigen Kandidaten sogar eine Zweidrittelmehrheit zu. Die Investoren reagierten mit Erleichterung, in Paris und an den übrigen Börsenplätzen Europas gingen am Montag nach der Wahl die Kurse deutlich nach oben. Auch der Euro zog im Vergleich zum Dollar an.

Macron ist überzeugter Europäer, ein Referendum zum Austritt aus dem Euro oder gar einen „Frexit“ strebt er im Gegensatz zu seiner Konkurrentin Le Pen nicht an. Der frühere Investmentbanker ist zudem wirtschaftsfreundlich. Unter anderem will er die Unternehmenssteuern von 33,3 auf 25 Prozent senken. Und er plant ein Investitionsprogramm in Höhe von 50 Milliarden Euro aufzulegen, um die schwache französische Wirtschaft ins Laufen zu bringen.

Heftiger Widerstand voraus

Fraglich aber bleibt, wie schnell Macron die zahlreichen strukturellen Schwächen der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas wird beheben können. Frankreichs Gewerkschaften sind stark, sie verteidigen vehement soziale Wohltaten, auch wenn sie der  internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Landes schaden. Fakt ist: Die Grande Nation kann sich eine 35 Stunden Woche beziehungsweise die Rente ab 62 Jahren nicht mehr leisten kann. Die Exportquote des Landes ist seit Jahren rückläufig, die Verschuldung ist inzwischen auf 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angestiegen, immer wieder  verstößt das Land gegen die Maastricht-Kriterien. Reformen sind dringend. Die Arbeitslosenrate steht bei zehn Prozent, 24 Prozent der Jugendlichen finden keinen Job, verantwortlich dafür ist auch ein rigider Kündigungsschutz. Um den notwendigen Umbaus Frankreichs zu bewerkstelligen, wird Macron viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Noch vertrauen die Investoren darauf, dass es ihm die Herkulesaufgabe gelingen kann.

Globale Konjunktur zieht an

Neben der Aussicht auf  Macron als künftigen französischen Präsidenten, gibt es aus Sicht der Anleger weitere gute Nachrichten. Die Weltwirtschaft zieht an. Für das laufende Jahr erwartet der Internationale Währungsfonds ein Wachstum von 3,5 Prozent, 2018 halten die Währungshüter ein Plus von 3,6 Prozent möglich. Für die Unternehmen sind das gute Rahmenbedingungen die Gewinne zu steigern.

Getrieben werde das Wachstum insbesondere von der teilweisen Erholung der Rohstoffpreise, wovon vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer profitierten, heißt in dem vom IWF vergangene Woche veröffentlichten Ausblick. Mittlerweile tragen die Emerging Markets rund 75 Prozent zur globalen Wirtschaftsleistung bei. Ein erstaunlicher Aufstieg. Vor 20 Jahren lag der Anteil noch bei rund 34 Prozent. Angesichts der im Vergleich zu den Industriestaaten immer noch starken Unterschiede im durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen sieht der IWF zumindest mittelfristig weiterhin hohes Aufwärtspotenzial. Dies sollte sich auch in anziehenden Notierungen niederschlagen.

Was die Industriestaaten betrifft, sind die Währungshüter aus Washington vor allem für die USA optimistisch. Die größte Volkswirtschaft der Welt kann 2017 um  2,3 Prozent zulegen. Dem neuen US-Finanzminister Steve Mnuchin ist das aber noch zu konservativ geschätzt. Er hält eine Zunahme von drei Prozent infolge der von der US-Administration angepeilten Steuersenkungen und Infrastrukturprogramme für möglich.

Deutschland traut der IWF in den kommenden Jahren einen Anstieg  der Wirtschaftsleistung von im Schnitt 1,5 bis 1,75 Prozent zu. Das ist ein solider Zuwachs und trägt zur optimistischen Stimmung der Investoren bei. An der zumindest mittelfristigen ökonomischen Unterstützung fehlt es Dow Jones und DAX jedenfalls nicht.

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