Warum aktive Fonds ETFs in einigen Punkten überlegen sind

ETFs, Fonds
31. März 2017

Am Index orientierte Fonds, ETFs genannt, haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Doch diese Finanzinstrumente sind für den unerfahrenen Anleger weniger gut geeignet als es auf den ersten Blick scheint. Es gibt weiterhin viele gute Argumente für aktiv von einem Fondsmanager betreute Fonds.

 

Sie werden derzeit landauf landab empfohlen und verkauft: Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Dabei handelt es sich um börsennotierte Fonds, die einen bestimmten Index, etwa den Dax, den MSCI World oder den amerikanischen Nasdaq nachbilden. ETFs, so wird versprochen, seien genauso einfach und effizient handelbar wie eine beliebige Aktie. ETFs schwimmen mit dem Strom

Das klingt so einfach und schlüssig, dass viele Anleger übersehen, dass eine solche Strategie gegenüber dem Kauf aktiv durch einen Fondsmanager betreuter Fonds einige entscheidende Nachteile hat. Oder anders gefragt: Würden Sie sich auf ein Schiff begeben, das einfach mit dem Strom schwimmt und keinen Kapitän an Bord hat? Denn genau das tun Anleger, die sich auf einen ETF einlassen. Möglicherweise kommen sie damit auch an ihr Ziel, möglicherweise fahren Sie aber auch deutlich am Ziel vorbei, direkt auf die „Sandbank“.

Die Strategie, auf ETFs und damit auf den Markt zu setzen, ist geprägt von der Resignation, den Markt nicht schlagen zu können. Und tatsächlich tun sich viele Fondsmanager schwer, zu jeder Zeit besser zu sein als der Markt. Das heißt aber nicht, dass es – die richtige Beratung und den richtigen Anbieter vorausgesetzt – nicht doch gelingt. Ein aktiver Fondsmanager, davon kann man ausgehen, muss sich nicht nur beim Anleger, sondern auch bei seinem Arbeitgeber regelmäßig dafür rechtfertigen, wenn er im Vergleich zum Index schlechter oder nicht signifikant besser abgeschnitten hat. Er wird daher alles dafür tun, mehr als nur eine durchschnittliche Leistung zu erbringen. Und er hat einen klaren Informationsvorsprung gegenüber dem Privatanleger.

ETFs lassen Chancen möglicherweise ungenutzt

ETFs hingegen performen per Definition immer nur (ungefähr) so gut wie der Markt. Ungefähr deshalb, weil es unterschiedliche Formen der Nachbildung eines Indexes gibt. Viele Anleger wissen beispielsweise nicht, dass viele ETFs gar nicht in die Aktien investieren, die der dahinter stehende Index enthält. Sie arbeiten vielmehr mit Ersatzwerten, sind „synthetisch repliziert“. So gut wie der Markt zu sein bedeutet aber auch: Sie lassen Chancen möglicherweise ungenutzt, die das Management-Team eines aktiven Fonds im Sinne des Anlegers nutzen kann.

Was gerade viele private Anleger nicht überblicken, ist das Risiko des Marktes: Sie kaufen in Zeiten steigender Kurse, wie wir sie aktuell haben, mit dem ETF einen Index, der einen bestimmten Markt abbildet. Doch dann kommt spätestens beim nächsten Kurssturz das böse Erwachen und die Ernüchterung. Denn dann wird es gerade den ETF systembedingt mit voller Härte treffen, während ein aktiver Fondsmanager im Rahmen der Strategie gegensteuern kann, um seinen Fonds auf Kurs zu halten.

Kann der Anleger es aushalten, wenn seine wertvollen Ersparnisse um 10, 20 oder gar 30 Prozent verringert werden? Welche Risiken Anleger eingehen, sollten deshalb im Voraus mit dem Berater der Bank geklärt und diskutiert werden. Denn der Berater ist dazu nicht nur in der Lage, er ist schlichtweg auch dazu verpflichtet, auf das Verhältnis von Chancen und Risiken hinzuweisen und wird diese in einem Protokoll aufschlüsseln. So weiß der Kunde hinterher genau, was er mit dem Berater besprochen hat.

Aktive Fonds picken die Rosinen raus

In einem Punkt hat es der Fondsmanager leichter: Denn der ETF ist per Definition festgelegt auf die Werte, die der dazugehörige Index enthält – und zwar in genau dem vorgegebenen Verhältnis. Das schränkt den Spielraum doch arg ein. Der Fondsmanager hat zwar auch bestimmte Märkte, Strategien oder Anlageideen als Vorgabe, kann in diesem Rahmen aber sämtliche Register ziehen. Er muss aber auch wissen, wie er in der jeweiligen Marktsituation das Optimale für den Fonds und damit die Kunden herausholt. Und das, ist einfacher gesagt als getan. Fondsgesellschaften betreiben sehr große Anstrengungen und beschäftigen ausgewiesene Experten, um für den Anleger hervorragende Ergebnisse zu erzielen.

Diese Expertise macht sich vor allem in Märkten bezahlt, die nicht so effizient und einfach abbildbar sind wie beispielsweise der Markt für deutsche, europäische oder US-amerikanische Standardwerte. Wird es etwas exotischer oder kommen Börsen hinzu, auf denen weniger Markttätigkeit herrscht, stoßen ETFs an ihre Grenzen und müssen sich den Fondsmanagern aktiver Fonds geschlagen geben. Zudem sind aktive Fonds häufig auf mehrere Märkte und Anlageklassen ausgerichtet und reduzieren einzelne Marktrisiken durch die variable Aufteilung auf unterschiedliche Anlageklassen.

Aktive Fonds spielen ihr Potenzial in Krisen aus

Und ETFs sind systembedingt noch in einer anderen Marktsituation unterlegen: dann nämlich, wenn die Börsen politisch werden, wenn sich politische Krisen (positiv oder negativ) auf die Märkte auswirken, wenn psychologische Effekte hinzukommen, die mit den reinen Zahlen nur unzureichend zu erklären sind. Dann wird ein Fondsmanager diese Sachverhalte und Sondersituationen in seine Entscheidungen einbeziehen und entsprechend reagieren.

Kein Zweifel: ETFs stellen ein durchaus interessantes Element in der Geldanlage und Altersvorsorge dar und haben für bestimmte Investorengruppen auch durchaus ihre Berechtigung. An den seit vielen Jahrzehnten etablierten aktiven Aktien- oder Rentenfonds führt aber gerade für Privatanleger auch weiterhin kein Weg vorbei. Denn dass sich aktive Fonds bewährt haben, zeigt die Tatsache, dass viele Fonds bereits seit vielen Jahrzehnten am Markt sind und  für viele Millionen Bürger deren Altersvorsorge sicherstellen.

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