Altersvorsorge – An Aktien führt kein Weg vorbei

Altersvorsorge
19. April 2016

 

Es scheint, Deutschlands Politikern wird allmählich bewusst, dass wir ab dem nächsten Jahrzehnt auf ein Renten-Desaster zusteuern. Jedenfalls wollen sowohl die Unionsparteien als auch die SPD die Altersvorsorge im Bundestagswahlkampf 2017 zum Top-Thema machen. Aufgeschreckt wurden die etablierten Parteien wohl weniger von den anhaltenden Protesten von Banken und Versicherungen gegen die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank, sondern von den hohen Zustimmungswerten der Wähler für die AfD. Die hat das Thema schon vor längerer Zeit entdeckt und fordert, dass alle Bürger in einen entsprechenden Staatsfonds einzahlen sollen, um das Problem Altersarmut zu lösen.

Diese droht nach aktuellen – freilich etwas dubiosen – Berechnungen  über kurz oder lang der Hälfte aller Rentenempfänger, falls nicht wirksame korrigierende Maßnahmen ergriffen werden. CSU-Chef Seehofer hält die Riester-Rente für gescheitert und fordert eine künftige Erhöhung der Altersbezüge für breite Schichten. Arbeitsministerin Andrea Nahles möchte die Sache mit einem neuen, umfassenden Rentenkonzept angehen, das den veränderten ökonomischen und demografischen Bedingungen Rechnung trägt. Dafür seien aus ihrer Sicht die Berichte zur Alterssicherung und Rentenversicherung, die die Bundesregierung im Herbst vorlegen werde, eine belastbare Grundlage.

 

Höchste Zeit zum Umsteuern

Tatsächlich ist die gravierende demografische Entwicklung, also die dramatische Alterung der Gesellschaft in Deutschland, schon seit langem bekannt. Seit Jahren mahnen Experten gebetsmühlenartig, dass die Rente zum Riesenproblem wird, wenn nicht zügig umgesteuert wird. Haben sich die Politiker lange nach dem Motto „Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen“ verhalten, werden sie nun angesichts der schwindenden Wählergunst plötzlich aktiv und suchen verzweifelt nach Auswegen aus der sich abzeichnenden Krise der Altersvorsorge.

Zwar dürften die Renten laut jüngstem Rentenversicherungsbericht bis 2029 im Durchschnitt noch um rund zwei Prozent pro Jahr steigen. Von der Lohnentwicklung koppeln sie sich damit aber immer mehr ab. Faktoren wie die Nachhaltigkeitsrücklage dämpfen das Rentenplus. Immer mehr geburtenstarke Jahrgänge gehen in den Ruhestand. Noch liegt das Rentenniveau – das Verhältnis der Rente zu den Löhnen – bei rund 48 Prozent. Unter 43 Prozent soll es laut politischer Vorgabe bis 2030 nicht fallen. Derzeit sind knapp 45 Prozent bis 2029 vorhergesagt.

 

Riester-Rente unattraktiv

Die große Frage ist nun, wie eine große Rentenreform aussehen soll. Die SPD möchte vor allem die betriebliche Altersvorsorge stärken, also die Unternehmen mehr in die Pflicht nehmen. Bei den Unionsparteien, die das Thema weitgehend ignoriert und wertvolle Zeit verschenkt haben, herrscht Uneinigkeit. Seehofer will das Desaster der Riester-Rente beenden, die Verträge rückabwickeln und dafür die gesetzliche Rente stärken. Demgegenüber setzt die Bundeskanzlerin auf bessere private Vorsorge.

Ein Patentrezept gibt es nicht, letzten Endes wird es darauf hinauslaufen, an allen Stellschrauben zu drehen. Das bedeutet unter anderem, dass die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung aus Steuermitteln wohl weiter aufgestockt werden müssen, dass die betriebliche Rente, die stark unter der Nullzinspolitik leidet, attraktiver gemacht werden – und dass besonders die private Altersvorsorge gestärkt werden muss. Experten halten die Riester-Rente in ihrer derzeitigen Form für überreguliert und unattraktiv. Besser wäre es, den Bürgern mit staatlicher Unterstützung mehr Freiheit zu gewähren bei der Wahl, auf welche Anlageformen sie setzen.

 

Sicht der Politiker auf Aktie muss sich ändern

Dabei führt kein Weg an Aktien vorbei. Gerade in der anhaltenden Nullzinsphase ist ein langfristiger Vermögensaufbau anders nicht denkbar. Das erfordert ein Umdenken bei den Politikern, die Aktien noch immer als Teufelszeug betrachten. Stattdessen sollten sie den Bürgern erklären, was langfristige Statistiken eindeutig beweisen, nämlich dass Aktien langfristig die höchsten Erträge abwerfen – und damit neben Immobilien wohl die beste Möglichkeit darstellen, für das Alter vorzusorgen. In diesem Zusammenhang sind besonders Indexfonds (ETFs) interessant, mit denen Sparer auch kleine Beträge kostengünstig, breit streuend und international anlegen können. Das wirkt sich bei Sparplänen positiv auf die Rendite aus und macht sie zu optimalen Vorsorgeinstrumenten.

 

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