Marktbericht – Trotz Trump: Exportunternehmen bleiben auf Kurs

Bulle und Bär, Marktbericht
27. März 2017

Das riesige Handelsbilanzdefizit der USA stößt dem US-Präsidenten bitter auf. Mögliche Zölle oder Einfuhrquoten dürften jedoch die Notierungen deutscher Werte nur kurzfristig belasten.

Müssen deutsche Unternehmen und ihre Anteilseigner Donald Trump fürchten? Bislang erhoben Schwellenländer die Forderung nach einem gerechten Austausch von Waren und Dienstleistungen. Nun kritisieren ausgerechnet die USA, das Land, dass so viel Wert auf Freiheit legt, die globale Handelsordnung. Trump ist überzeugt: Die USA sind im Nachteil, Japan, China und Deutschland bereichern sich auf Kosten der größten Volkswirtschaft der Welt, vernichten Jobs und stürzen US-Familien ins Elend. Trump will das ändern und Amerika wieder groß machen. Doch seine Vorschläge haben mit freier Marktwirtschaft und freiem Handel nicht mehr viel gemein. Und sie gehen in die falsche Richtung. Regulierungen, hohe Zölle und Einfuhrquoten würden nicht nur die Handelspartner der USA, sondern auch US-Konsumenten und US-Unternehmen empfindlich treffen. Sie müssten für Importe künftig deutlich mehr zahlen.

Qualitätssiegel „Made in Germany

Vor allem aber ist die Analyse falsch. Dass die USA ein Handelsbilanzdefizit von zuletzt 455 Milliarden Euro ausweisen, ist nicht die Folge von Tricksereien und Währungsmanipulationen anderer Staaten. Das Ungleichgewicht ist vielmehr auf die mangelnde globale Wettbewerbsfähigkeit der US-Industrie zurückzuführen. Einer Studie der Information Technology and Innovation Foundation zufolge investieren die USA seit Jahren viel zu wenig in Technologie, Infrastruktur, Wissenschaft und Ausbildung.

Deutsche Unternehmen wie Daimler, Linde, Infineon, Merck oder Siemens sind dagegen in vielen Bereichen Innovationsführer. Die Produkte stehen für höchste Qualität. Im Jahr 2016 gingen Waren im Wert von 107 Milliarden Euro, dass sind rund neun Prozent des deutschen Exports, in die USA. Insbesondere Automobilhersteller wie BMW aber auch der Chemieriese Bayer sind jenseits des Atlantiks sehr erfolgreich. Und sie produzieren vor Ort und schaffen Arbeitsplätze.

TTIP ist tot

Trotz der Warnungen und entgegen ökonomischer Vernunft: Trump ist es mit „America first“ ernst. Nachdem er das Transpazifische Handelsabkommen schon gekündigt hat, ist wohl auch das europäisch-amerikanische Freihandelsabkommen TTIP gestorben.

Sollten die USA auch noch Zölle auf deutsche Exporte erheben,  dürften die Kurse deutscher Aktien zunächst nach unten gehen. Eine lange Talfahrt müssen Investoren dennoch nicht fürchten. Es gibt Alternativen. Etwa in China. Die Regierung in Peking will die Binnennachfrage im Reich der Mitte ankurbeln. Deutsche Unternehmen können davon profitieren, auch wenn sie überwiegend Investitionsgüter liefen. Die aber werden von chinesischen Konsumherstellern nachgefragt. Zudem zieht die Konjunktur in anderen Schwellenländern wieder an. Aktuell entfallen auf die Emerging Markets rund sechsundzwanzig Prozent des deutschen Exports. Der Anteil dürfte in den nächsten Jahren deutlich steigen. Auch der schwache Euro nützt deutschen Exportunternehmen und stützt die Aktienkurse.

Dividende bleibt der bessere Zins

Ein weiterer Grund motiviert Anleger zum anhaltenden Engagement am Aktienmarkt. Nicht zuletzt dank ihrer Exporterfolge beteiligen Deutschenlands Unternehmen ihre Aktionäre großzügig am Gewinn. Im laufenden Jahr wollen sie die Rekordsumme von 31,7 Milliarden Euro in Form von Dividenden ausschütten. Die durchschnittliche Dividendenrendite beträgt 2,6 Prozent. Sichere Anleihen sind zu Aktien dagegen noch lange Zeit keine Alternative. Viel spricht dafür, dass Deutschlands Leitindex in diesem Jahr neue Höchststände erreichen wird.

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